Bauernregeln

Seit über 30 Jahren sammelt der bekannte Agrarmeteorologe Dr. Jurik Müller Bauernregeln jeder Art und untersucht sie auf ihren Wahrheitsgehalt. In seinem neuen Buch „100 Bauernregeln... die wirklich stimmen“ erklärt er, auf welche Weisheiten man vertrauen, und welche man getrost über den Haufen werden kann.

Welche Bauernregeln stimmen wirklich?

Dass Jurik Müller heute ein echter „Wetterfrosch“ ist, ist kein Zufall. Schon als Kind konnte er kaum erwarten, dass die ersten Schneeflocken fallen, er schnitt sorgfältig die Wetterberichte aus der Zeitung aus, um sie in sein Vokabelheft zu kleben und versuchte anhand der Windrichtung zu bestimmen, wie wohl morgen das Wetter wird. Nach seiner Promotion an der Martin Luther Universität und längjähriger Arbeit als Agrarmeteorologe in Halle, arbeitet er seit 2005 bei Deutschen Wetterdienst in Leipzig. Seine Leidenschaft zu den Bauernregeln hat er mitgenommen – und uns einige seiner Lieblinge verraten.
 

Bauernregeln, die wirklich stimmen

Zwei Drittel aller Bauernregeln sind Wetterregeln. Nur können sie überhaupt stimmen? Schließlich reichen einige der Weisheiten schon mehrere Jahrhunderte zurück, wenn nicht sogar länger, und stützen sich nicht auf unsere moderne Technik. Jurik Müller meint ja. Denn die Regeln sind aus den Beobachtungen über mehrere Generationen hinweg entstanden und deshalb oft erstaunlich treffsicher. Recht behält zum Beispiel diese: „Ist der September lind, wird der Winter ein Kind“. Immerhin zu 75 Prozent liegt diese Regel goldrichtig. Sie besagt allerdings nicht, dass alle drei Wintermonate zu kalt sein müssen. Wichtig ist die Durchschnittstemperatur.

Noch treffsicherer allerdings ist dieses Sprüchlein: „Warmer Gilbhart (Oktober) bringt fürwahr uns einen kalten Januar“.
Ist der Oktober bei uns im Durchschnitt mindestens 1,5 Grad zu warm,und ist es westlich der Oder gleichzeitig trockener als gewohnt, tritt diese Bauernregel in 85 Prozent aller Fälle ein. Nur wenn der Oktober sehr verregnet ist, sollte man sich auf diese Weisheit besser nicht verlassen.
 

Regeln, die nicht zutreffen

So zuverlässig die einen, so haltlos die anderen. Wie zum Beispiel diese Regel: „Wie die ersten zwölf Tage im Januar walten, so werden sich die zwölf Monate gestalten“. Hinter diesem Reim verbirgt sich der Gedanke, dass die ersten Tage des Jahres die kommenden zwölf Monate im Embryonalstadium enthalten. Dieser Glaube überdauert schon seit mehr als drei Tausend Jahren. Und ist leider falsch.

Nicht mehr als heiße Luft steckt auch hinter diesemSprüchlein: „Wenn sich warm der Brachmond (Juni) zeigt, zu milden Lüften der Christmond (Dezember) neigt“. In Wahrheit folgen auf einen sehr warmen Juni zu gleicher Häufigkeit warme und kalte Dezembertage. Auch wenn einige Bauernregeln nicht stimmen und sich andere aufgrund des Klimawandels an Bedeutung gewinnen oder verlieren werden, ist sich Jurik Müller sicher, dass sie für den Menschen auch weiterhin eine Rolle spielen werden. Als Kulturgut und als Verbindung zur Natur. 

 

 

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