In den Osten zur Behandlung

Wer in Deutschland oder Österreich lebt, darf sich glücklich schätzen über die gute medizinische Versorgung und den hohen Standard. Dennoch gibt es zahlreiche Behandlungen, deren Kosten die Krankenkassen nicht oder nicht komplett übernehmen, wie etwa zahlreiche zahnärztliche Behandlungen Laser Operationen am Auge und natürlich plastische oder ästhetische Behandlungen.

Weil diese Behandlungen in Deutschland und Österreich oft sehr teuer sind, hat sich in den letzten Jahren ein Medizintourismus in die osteuropäischen EU Mitgliedsländer etabliert, um dort medizinische Eingriffe vornehmen zu lassen.
Die Kosten für medizinische Eingriffe fallen in Tschechien, Polen, Ungarn oder der Slowakei in der Regel um ein Vielfaches günstiger aus und beinhalten bisweilen sogar die Kosten für Reise und Unterbringung.  Zahlreiche Ärzte und Kliniken haben sich auf deutschsprachiges Publikum spezialisiert und bieten die komplette Betreuung auf Deutsch an. Der Besuch beim Zahnarzt in Ungarn, bei der Augenlaserklinik in Bratislava oder dem Schönheitschirurgen in Prag, wird oft in einen Kurzurlaub integriert und so bares Geld gespart.

Standards auf hohem Niveau

Das Vorurteil, dass Kliniken und Ärzte im Osten in Punkto Sicherheit, Ausbildung und Hygienestandards entsprechend hinterherhinken, ist dabei größtenteils unberechtigt.
Nicht zuletzt EU- Standards und Auflagen sorgen für eine hohe Basisqualität der medizinischen Versorgung in ganz Europa. In auf Medizintouristen ausgelegte Kliniken beschäftigen in der Regel sowieso fast ausschließlich im Ausland ausgebildete einheimische Ärzte oder direkt deutsche oder österreichische Ärzte.
Auch die verwendeten Spezialgeräte sind in der Regel nach EU-Normen zertifiziert, stammen von international renommierten Herstellern und sind mit den auch in heimischen Arztpraxen verwendeten Medizintechnikgeräten ident. Die Angst, dass Fachärzte im Ausland nicht ausreichend geschult wären oder veraltete Gerätschaften zum Einsatz kommen, ist daher normalerweise unbegründet.  

Weltpolitische Lage beeinflusst Medizintourismus

Auch die politische Lage in anderen Ländern hat Einfluss auf die Entwicklung des innereuropäischen Medizintourismus. Waren etwa bis vor kurzem waren noch Kliniken in der Türkei die ersten Anlaufstationen für günstige Lasereingriffe am Auge, hat der missglückte Putschversuch, die Häufung von Terroranschlägen und die folgenden innenpolitischen Konflikte in der Türkei die Nachfrage nach Behandlungen in Istanbul und Antalya stark sinken lassen.
Stattdessen fahren viele Patienten aus Österreich und Deutschland eben lieber einen Sprung zu den europäischen Nachbarn nach Tschechien oder die Slowakei, die sich besonders auf Lasereingriffe am Auge spezialisiert haben.
Dass der Medizintourismus in absehbarer Zeit zurückgehen wird scheint unwahrscheinlich. Nicht nur, dass die Patientenmobilität innerhalb der Europäischen Union steigt, auch genau diejenigen Eingriffe, die in der Regel im Rahmen des Medizintourismus vorgenommen werden, erfreuen sich zunehmend steigender Beliebtheit. Gesetzliche Reformen, die hier die Patientenbewegungen reglementieren und das Angebot beeinflussen könnten, müssten überdies auf EU-Ebene beschlossen werden und erfordern dementsprechend einen bestimmten Vorlauf.
Während die Westeuropäer übrigens in den Osten reisen, um sich dort behandeln zu lassen, kommen viele asiatische und arabische Patienten nach Deutschland um sich hier behandeln zu lassen.