"Alte Handwerkskunst"

Der ein oder andere wird sich beim Lesen und Betrachten der zahlreichen Fotos im Buch „Alte Handwerkskunst“ der Autoren Reinhard Jarczok und Margit Bachfischer an seine eigene Berufszeit oder Jugend erinnert fühlen, als das, was man zum Leben brauchte, noch selbst gefertigt wurde.

Dadurch gab es auch noch einen ganz anderen Umgang mit den Produkten. Da die Herstellung der Gebrauchsgegenstände anstrengend und teuer war, mussten sie lange halten. Durch die zumeist hohe Qualität funktionierte das auch. Und falls nicht, wusste man ja genau, woher das Produkt stammte ... Vom Bau und der Nahrungsproduktion über Kleidungsfertigung bis zur Arbeit mit Holz, Metall oder Stein gibt dieses Buch über jedes Handwerk Aufschluss und lädt zum Schwelgen in guten Erinnerungen ein.

Das Handwerk war früher in der Dorfgemeinde überlebenswichtig. Einerseits, um den Lebensunterhalt für die eigene Familie zu verdienen, andererseits, um den Rest des Dorfes mit Nahrung, Kleidung oder Gebrauchsgegenständen zu versorgen. Die Handwerksbetriebe waren auch aufeinander angewiesen, so brauchte der Schuhmacher das Leder vom Gerber und der Tischler das Holz vom Holzhauer, auch diese Zusammenhänge werden hier erklärt. Meist war die gesamte Familie in den Handwerksbetrieb eingespannt, sodass schon die Kinder mit anpacken mussten. Durch diesen Umstand gibt es auch heute noch Menschen, die sich an die inzwischen stark zurückgegangene Handwerkskunst erinnern können. Um zu verhindern, dass das Wissen eines Tages vollkommen in Vergessenheit gerät, haben die Autoren dieses Buch geschrieben.
Hier wird ein Überblick über die verschiedenen Berufe gegeben, die man früher auf dem Dorf finden konnte. Jedes Handwerk wird einzeln und ausführlich vorgestellt. Zuerst werden dabei natürlich die verwendeten Materialien, Werkzeuge, Techniken und fertigen Produkte beschrieben. Veranschaulicht wird dies durch viele Fotos, welche die Menschen bei ihrer Arbeit zeigen. Einige der Bilder wurden extra für das Buch aufgenommen, andere hingegen sind noch original und verstehen es, den Leser direkt in die Vergangenheit zurückzuversetzen. Darüber hinaus gehen die Autoren auch auf die Menschen ein, die hinter dem Handwerk stehen. So kann man mehr über die einzelnen Zünfte erfahren und welchen Stand die Berufe in der Gesellschaft hatten.

Hier wird verraten, warum die Müller in der Dorfgemeinde verrufen und die Schäfer geschätzte Außenseiter waren. Es wird ein Blick in den Arbeitsalltag geworfen und es entsteht das Gefühl, man stände direkt in der Schmiede neben dem Amboss und sieht dem Schmied bei seinem Schaffen zu. Heute ist das kaum mehr möglich, da die manuelle Fertigung im Laufe der Zeit der automatischen weichen musste. Die Folgen der Industrialisierung für die kleinen Betriebe finden in diesem Buch ebenfalls ihren Platz. Neben den Handwerksstuben wurde auch die Anwendung guter alter Traditionen seltener, doch trotzdem gibt es auch heute noch Gesellen, die auf die Walz gehen, die 2- oder 3-jährige Wanderung nach der Gesellenprüfung. Welche Voraussetzungen man dafür inzwischen erfüllen muss, findet man im Kapitel der Zimmerleute.
Durch die Lektüre des Buches bekommt man Lust, sich auch aktiv mit dem Handwerk auseinanderzusetzen. Wenn man nun selbst zu den Werkzeugen greifen oder einfach seine bereits vorhandenen Fertigkeiten verbessern will, erhält man durch zahlreiche Tipps und Anleitungen Gelegenheit dazu. Wenn man doch weiterhin lieber nur zuschaut, findet man in dem Buch auch Anlaufstellen wie Museen oder Kurse, in denen die Handwerkskunst noch lebendig ist. „Alte
Handwerkskunst“ von Reinhard Jarczok und Margit Bachfischer erschien Ende 2014 im Dort-Hagenhausen-Verlag in der Reihe „Aus Liebe zum Landleben“ und ist unter der ISBN 978-3-86362-025-7 bestellbar.

 

Bilder: © Dort-Hagenhausen Verlag GmbH & Co. KG