Krampfadertherapien

Sie treten als bläulich geschlängelte Blutbahnen an der Hautoberfläche hervor und machen sich oftmals durch schwere und müde Beine bemerkbar.

Umgeleitet, verschweißt oder aufgeschäumt?

Krampfadertherapien im Überblick

„Veränderungen der Venen treten bei etwa 90 Prozent der Deutschen auf und bedürfen bei ungefähr jedem sechsten Betroffenen einer medizinischen Behandlung“, bemerkt Prof. (Univ. Chisinau) Dr. Dr. Stefan Hillejan, Phlebologe und Proktologe von der Praxisklinik für Venen- und Enddarmerkrankungen in Hannover und Vorsitzender des Berufsverbands Qualifizierter Medizinischer Sachverständiger Deutschlands. Doch was tun, wenn die Venen aus dem Ruder laufen? Heutzutage können Patienten zwischen verschiedenen Verfahren wählen.

Schöne Beine ans Licht gebracht

Zu den modernsten und schonendsten Methoden zählt die endovenöse Lasertherapie. Hierbei macht der Venenspezialist (Phlebologe) das betroffene Gefäß mittels eines Ultraschallgerätes ausfindig und zeichnet zunächst den Verlauf auf der Hautoberfläche ein. Setzt die leichte Anästhesie ein, führt er eine feine Laserfaser unter Ultraschallkontrolle in die Krampfader vor. „Dann beginne ich, die Faser unter Abgabe von Lichtimpulsen gleichmäßig zurückzuziehen“, erklärt Prof. Hillejan die Vorgehensweise. Durch die abgegebene Wärme des Lasers zieht sich das Kollagen in den Venenwänden zusammen, wodurch sich das Gefäß sofort schließt. Innerhalb kurzer Zeit baut der Körper die verschlossene Blutbahn von selbst ab. Das Blut läuft hiernach über benachbarte, durch die Funktionsunfähigkeit der erweiterten Vene bereits aktivierte gesunde Venen. Nach der Behandlung hilft ein leichter Kompressionsstrumpf, das Ergebnis zu unterstützen.

Krampfaderabstinenz mit Radiofrequenz

Minimalinvasive Krampfaderbehandlungen mit VNUS-Closure ähneln dem Ablauf der endovenösen Lasertherapie. Nach Voruntersuchung, Markierung und Anästhesie fädelt der Venenspezialist einen hauchdünnen Katheter in die betroffene Blutbahn ein und positioniert seine Spitze an der für den Behandlungsbeginn optimalen Stelle. Anstelle von Laserlicht kommt Radiofrequenzenergie zum Einsatz. Eine an der Katheterspitze befestigte Heizspirale überträgt dabei eine Temperatur von 110 Grad Celsius auf die Venenwände. Durch die kontrollierte Erhitzung schrumpft das Kollagen in den Venenwänden und die Blutbahn schließt sich sogleich. Nach der Anwendung unterstützt das kurzzeitige Tragen eines leichten Kompressionsstrumpfes das gewünschte Ergebnis.

Aufgeschäumt und abgebaut

Besitzen Patienten kleinere Krampfadern oder nur Besenreiser – erweiterte Gefäße in den obersten Hautschichten – eignet sich eine Schaumverödung (Sklerosierung) als Therapie. „Hierbei injiziert der Venenspezialist eine kleine Menge eines gefäßwandverklebenden Schaums in das erkrankte Gefäß und verschließt es so“, beschreibt Prof. Hillejan den Vorgang. Nach der Behandlung empfiehlt sich das zweitägige Tragen eines festen Kompressionsverbandes. Innerhalb von etwa zwei Wochen löst sich die Vene vollständig auf.

In die richtige Bahn gelenkt

Diagnostiziert der Arzt frühzeitig einen Venendefekt, kann auch die sogenannte CHIVA-Methode – ein venenerhaltendes Verfahren – zum Einsatz kommen. „Nach Messung des Blutflusses lassen sich diejenigen Abschnitte erkennen, aus denen das Blut entgegen der normalen Flussrichtung strömt, und nachgeschaltete Venen erweitern“, verdeutlicht Prof. Hillejan. Mithilfe eines minimalen Schnittes gelangt der Mediziner zu den funktionsgestörten Stellen und bindet sie mit einem chirurgischen Faden ab. Hiernach wird das Blut auf den richtigen Weg gelenkt und die betroffene Vene kann sich fortan regenerieren. Nach der Behandlung dürfen Patienten sofort wieder laufen und tragen für etwa sechs Wochen einen Kompressionsstrumpf. Erst nach zwei bis sechs Wochen lässt sich feststellen, ob die Therapie erfolgreich war und das Gefäß sich zu seiner ursprünglichen Form zurückentwickelt. Vereinzelt bedarf es eines zweiten Eingriffes. Stark ausgeprägte Defekte lassen sich mit der
CHIVA-Technik hingegen nicht behandeln.

Abgeklemmt und aufgefädelt

Auch wenn die moderne Medizin heutzutage viele erprobte Alternativverfahren anbietet, übernehmen Krankenkassen vielfach immer noch nur das Venenstripping als Krampfadertherapie. „Hierbei legt der Phlebologe mittels eines Schnitts an Leiste oder Kniekehle sowie Innen- oder Außenknöchel das oberflächliche Venensystem frei und bindet alle an dem zu entfernenden Venenbereich abzweigenden Blutbahnen durch zusätzliche Schnitte mit einem Faden ab“, so der Venenspezialist. Im Anschluss führt er ein Stahlseil in die defekten Gefäße und zieht diese damit aus dem Bein heraus. Nach einem Stripping besteht im Gegensatz zu einigen Alternativverfahren ein erhöhtes Thromboserisiko. Auch Verhärtungen, Nachblutungen, Lymphgefäß- und Nervenverletzungen können als Nebenwirkungen auftreten.
Mehr Informationen auch unter www.praxisklinik.com.


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