LVR-Industriemuseum Oberhausen

Imposante Dampfmaschinen, ein fast zehn Meter hoher Dampfhammer, eine große Lok und viele andere, oft schwergewichtige, manchmal aber auch kleine und feine Objekte begegnen den Besucherinnen und Besuchern beim Schauplatz Oberhausen des LVR-Industriemuseums. Sie alle lassen die wechselvolle Geschichte der Eisen- und Stahlindustrie an Rhein und Ruhr wieder lebendig werden.

Eisen und Stahl in der Zinkfabrik

Die Dauerausstellung „Schwerindustrie“ befindet sich in der Walzhalle der ehemaligen Zinkfabrik Altenberg, nahe dem Oberhausener Hauptbahnhof. Im Eingangsbereich des Museums werden die Besucherinnen und Besucher von den Überresten der alten Fabrik empfangen: Einem Schmelzofen, einem Gießkarussell und einem Walzgerüst. Außergewöhnliche Objektinszenierungen, historische Filmdokumente und Multimedia- und Mitmachstationen begleiten den Rundgang. Lebendig wird von der Entstehung der Eisen- und Schwerindustrie im Ruhrgebiet erzählt: den Vorkommen von Erz und Kohle in der Region, von Kapital und risikofreudigen Unternehmern, von der Eisenbahn als größtem Verbraucher von Eisen und Stahl, der gleichzeitig auch den Transport von Menschen und Waren erleichterte, von Tüftlern und Erfindern, deren technische Neuheiten die Produktion immer wieder veränderten. Die Gäste schreiten dabei durch das Innere eines Hochofens. Sie begegnen detailreichen Fabrikmodellen, zahllosen Rädern, Schienen, Ketten und anderen Produkten der Eisen- und Stahlindustrie. Bei einer kraftvollen Zerreißprobe erfahren sie außerdem, was Stahl alles aushalten kann.

In der Eisen- und Stahlindustrie gab es eine Vielzahl unterschiedlicher Berufe. Drei Bereiche stellt das Museum seinen Besucherinnen und Besuchern vor: die Gießerei, die mechanische Werkstatt und die Schmiede. Belastungen und Gefahren lauerten an jedem Arbeitsplatz. Gussputzer konnten durch umherfliegende Metallsplitter ihr Augenlicht verlieren, wie das ausgestellte Glasauge verdeutlicht. Der riesige Dampfhammer in der Ausstellung zeigt, wie viel Kraft nötig war, um Stahl zu schmieden. Aber auch Geschick und ein eingespieltes Team trugen dazu bei, exakte Arbeit abzuliefern, wie die Aufnahmen von einem realen Arbeitsplatz beweisen.

Die wechselvollen Beziehungen zwischen Schwerindustrie und Politik sind ein weiterer Themenbereich: In den Zeiten vor den Weltkriegen profitierte die Wirtschaft im Ruhrgebiet von der Herstellung von Kanonen, Panzerblechen und anderem Kriegsgerät. Selbst „Friedensprodukte“ wie die ausgestellte Dampflokomotive der Baureihe 50 der Firma Krupp aus dem Jahr 1942 konnten kriegswichtig werden: Sie brachten Kriegsmaterial zur Front, zogen Deportationszüge zu Vernichtungslagern, halfen aber auch nach dem Krieg beim Wiederaufbau. Erläutert werden auch die Lebens- und Arbeitsbedingungen der Millionen Zwangsarbeiter, ohne die während des Zweiten Weltkriegs die Produktion der deutschen Industrie nicht hätte aufrecht erhalten werden können.

Nach dem Zweiten Weltkrieg führte der Wiederaufbau der wirtschaftlichen Strukturen des Ruhrgebiets zunächst zum Wirtschaftswunder. Ab den 1960er Jahren setzte eine langjährige Krise ein. Die Bemühungen zur Lösung dieser Probleme stehen am Ende der Ausstellung: Ein Opel Kadett belegt die Ansiedlung neuer Industrien in der Region. Sogenannte „tailored blanks“, maßgeschneiderte Bleche, stehen für die neuen Produkte der Stahlindustrie. Modelle zeigen Verfahrensinnovationen, mit denen die Eisen- und Stahlindustrie wettbewerbsfähig bleiben will und der moderne Leitstand verdeutlicht die mit der zunehmenden Automatisierung der Produktion einhergehende Veränderung der Arbeitsplätze. Heute konzentriert sich die Eisen- und Stahlindustrie des Reviers am Rhein in Duisburg – mit Produktionskapazitäten, die denen der früheren Jahre in Nichts nachstehen.

1981 wurde die Produktion bei Zink Altenberg eingestellt. Nach dem Abriss der Anlagen sollten Wohnungen und Büros auf der ehemaligen Fabrikfläche entstehen. Doch die Stadt Oberhausen änderte ihre Planungen. Dabei fiel die Entscheidung, in den Räumen der Fabrik ein Bürgerzentrum einzurichten. Auch ein Museum sollte hier einziehen. 1984 übernahm das LVR-Industriemuseum die Hauptgebäude der Fabrik. Nach der Beseitigung aller Umweltlasten auf dem Gelände konnte 1997 die Ausstellung „Schwerindustrie“ eröffnet werden.

Museum St. Antony-Hütte

Sie ist die Geburtsstätte der Ruhrindustrie: Die St. Antony-Hütte in Oberhausen-Osterfeld. 1757 floss hier erstmals im Ruhrgebiet Roheisen. Heute erzählt sie mit einer Dauerausstellung vom spannenden Beginn der Eisen- und Stahlindustrie, von bedeutenden Innovationen und vom harten Leben der Menschen, die dort arbeiteten. Ein Besuch der St. Antony-Hütte verspricht Spannung pur. Denn bei genauerem Hinsehen entpuppt sich ihre Entwicklung als ein faszinierender Wirtschaftskrimi mit schillernden Persönlichkeiten bis hin zu allerlei Schlitzohren und Ganoven. Betrug, Gewalt, Machtpolitik und nicht zuletzt die heikle Rolle der Kirche machen den Stoff aus, aus dem sich das Drama der Wiege der Industriekultur entwickelte.

LVR-Industriearchäologischer Park

Im ersten industriearchäologischen Park Deutschlands können die Besucherinnen und Besucher seit Oktober 2010 auf der Ausgrabungsstätte der St. Antony Hütte einmalige Relikte aus der Frühzeit der Eisenhütte entdecken. Vier Jahre lang wurden Mauerreste, Fundamente und Anlageteile der Produktionsstätte der St. Antony-Hütte vom LVR ausgegraben. Auf dem Grabungsgelände werden die Gäste nun durch die Ursprünge der Eisen- und Stahlindustrie geführt. Eine in verschiedenen Sprachen verfügbare Audioführung erklärt, wann hier welche Gebäude standen und wie aus der einst kleinen Eisenhütte mit nur wenigen Bauten ein Industriebetrieb wurde, in dem rund hundert Menschen arbeiteten. In 3-D-Animationen und Schautafeln wird die einst pulsierende St. Antony-Hütte zu neuem Leben erweckt. Ein Hochofen, ein Kupolofen und eine Gießerei werden virtuell rekonstruiert und veranschaulichen, wie hier einst Produkte wie Pfannen und Töpfe, Munition und Maschinenteile entstanden.

Unterhaltsame und erlebnisreiche Programmvielfalt

Ein umfangreiches Rahmenprogramm und vielfältige museumspädagogische Aktivitäten ergänzen die Angebote im Museum. So bietet das LVR-Industriemuseum Oberhausen regelmäßig öffentliche Führungen für Kinder und Erwachsene durch die Ausstellung „Schwerindustrie“ und die St. Antony-Hütte mit dem gegenüberliegenden LVR-Industriearchäologischen Park an. Kinder können an Schmiedeaktionen teilnehmen und erfahren, wie schwer es ist, glühendes Eisen in Form zu bringen. Auch Kindergeburtstage werden im Museum gefeiert.

Darüber hinaus bietet das Museum ein umfangreiches Angebot an Führungen und Schulprojekten zu verschiedenen Themenschwerpunkten. Alle Aktionen werden von geschulten Gästeführern begleitet.

Weitere Plätze der Industriegeschichte des LVR-Industriemuseums in Oberhausen

Neben dem Museum in der historischen Zinkfabrik gehören weitere herausragende Industriedenkmäler zum LVR-Industriemuseum Oberhausen: Das Museum Eisenheim berichtet in der ältesten Arbeitersiedlung des Ruhrgebiets vom Leben der Arbeiterfamilien. An der Essener Straße steht der Peter-Behrens-Bau, ein markantes Industriegebäude des berühmten Architekten, das früher als Hauptlagerhaus der Gutehoffnungshütte diente und heute mit weit über 100.000 Sammlungsstücken das zentrale Depot des LVR-Industriemuseums beherbergt. Der stillgelegte Bahnsteig an Gleis 4 und 5 des Oberhausener Hauptbahnhofs ist heute Museumsbahnsteig und inszeniert diesen Ort als früheren Umschlagplatz der Schwerindustrie. Imposante Kunstobjekte und ein historischer Zug werden hier in den Abendstunden mit faszinierenden Farbtönen und -Sequenzen zum Strahlen gebracht.

Sechs Schauplätze, ein Museum

Der Schauplatz Oberhausen ist einer von insgesamt sechs Schauplätzen des LVR-Industriemuseums, die im Verbund ein einzigartiges Museums bilden. In zum Teil denkmalgeschützten Fabriken wird am authentischen Ort spannend und anschaulich die Geschichte der Industrie im Rheinland und der dort beschäftigten Menschen erzählt. Dabei stehen die zentralen Branchen Metall, Textil, Papier und Elektrizität im Mittelpunkt. Neben dem Schauplatz Oberhausen in der ehemaligen Zinkfabrik Altenberg warten auch die anderen Schauplätze darauf, entdeckt zu werden: die Papiermühle Alte Dombach in Bergisch Gladbach, die Baumwollspinnerei Ermen & Engels in Engelskirchen, die Tuchfabrik Müller in Euskirchen, die Gesenkschmiede Hendrichs in Solingen und die Textilfabrik Cromford in Ratingen. In Oberhausen befinden sich darüber hinaus die Museumszentrale mit Direktion, Verwaltung, Depots, Bibliothek, Fotoarchiv und Werkstätten.

Gründer und Träger des LVR-Industriemuseums ist der Landschaftsverband Rheinland (LVR).

Alles Wichtige auf einen Blick

Anschriften
LVR-Industriemuseum        LVR-Industriemuseum        LVR-Industriemuseum        LVR-Industriemuseum
Zinkfabrik Altenberg          St. Antony-Hütte        Museum Eisenheim        Peter-Behrens-Bau
Hansastraße 20        Antoniestraße 32-34        Berliner Straße 10a        Essener Straße 80
46049 Oberhausen        46119 Oberhausen        46117 Oberhausen        46047 Oberhausen
 

Für Buchungen und weitere Informationen wenden Sie sich bitte an:
kulturinfo rheinland
Tel.: 02234 9921-555 (Mo-Fr 8-18 Uhr; Sa, So und an Feiertagen 10-15 Uhr)
Fax: 02234 9921-300
E-mail: info@kulturinfo-rheinland.de

Öffnungszeiten des Museums
Dienstag-Freitag 10-17 Uhr
Samstag, Sonntag, Feiertage 11-18 Uhr
Montag geschlossen

Das Museum Eisenheim ist von Ostersonntag bis zum 31. Oktober an Sonn- und Feiertagen geöffnet.
Der Peter-Behrens-Bau ist nur bei öffentlichen Führungen und Führungen auf Anfragen zugänglich.


Eintrittspreise
Zinkfabrik Altenberg und St. Antony-Hütte jeweils 4,50 €, ermäßigt 3,50 €
Museum Eisenheim 2 €
Kinder und Jugendliche (bis 18 Jahre) haben freien Eintritt.


Weitere Informationen unter www.industriemuseum.lvr.de



 

Text und Bilder: © LVR-Industriemuseum