Veränderungen im Hormonhaushalt
Bei den Frauen sind meist die Wechseljahre schuld. Der sinkende Östrogenspiegel führt zum Verlust von Muskelmasse, was wiederum den Energieverbrauch reduziert. Kalorien, die früher mühelos verbrannt wurden, bleiben jetzt auf den Hüften. Bei den Männern hat der sinkende Testosteronspiegel im zunehmenden Alter den gleichen Effekt. Die Muskulatur fängt allerdings sogar schon deutlich vorher an, sich zu verändern. Etwa ab 30 Jahren sinkt die Muskelmasse pro Jahr im Schnitt um 0,2 Prozent und die Fettmasse nimmt zu. Weil Fettzellen aber weniger Energie verbrauchen als Muskeln, sinkt der Kalorienbedarf langsam, aber stetig. Überflüssige Kalorien werden gespeichert und machen sich schließlich auf der Waage bemerkbar.
Schon 19 Kalorien pro Tag, die vom Körper nicht verbrannt werden, summieren sich zu einem halben bis einem Kilogramm Fett in einem Jahr. Zum Vergleich: 19 Kalorien entsprechen ungefähr einem Drittel Apfel oder weniger als einem halben Keks. Änderungen beim Lebensstil machen sich ebenfalls auf der Waage bemerkbar. Weniger aktive Stunden und weniger intensive Aktivität führen zu mehr Pfunden. Rund 52,7 Prozent aller Bewohner der Bundesrepublik gelten mittlerweile als übergewichtig. Die größte Gruppe ist die der 65- bis 74-Jährigen, aber sogar unter jungen Leuten hat jeder Vierte zu viel auf den Rippen. Als adipös werden 12,5 Prozent der Frauen eingestuft. Bei den Männern sind es 9,5 Prozent.
Adipositas
Adipositas (auf gut Deutsch Fettleibigkeit) ist ein ernstes Gesundheitsrisiko. Ärztliche Betreuung ist die Grundvoraussetzung, um unter den verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten zu entscheiden. Sich ein Rezept geben zu lassen, um die Abnehmspritze Wegovy zu kaufen, ist in erster Linie als letzte Maßnahme gedacht. Das Medikament enthält das Insulin erhöhende Semaglutid, das das Sättigungsgefühl steigert.
Verschrieben wird es für Adipositas-Patienten oder für stark übergewichtige Leute, die aufgrund ihres Gewichts unter Diabetes oder Bluthochdruck leiden. Die ersten Therapien bleiben aber die traditionellen – mehr Bewegung und weniger Kalorien. Radikale Diäten haben allerdings meist den gegenteiligen Effekt, weil sich der Körper ans Hungern einstellt und einfach den Energieverbrauch reduziert. Deshalb kommt es so häufig zum Jojo-Effekt, wenn die Ernährung wieder normalisiert wird. Der Körper hat sich an die Sparflamme beim Kalorienverbrennen gewöhnt und die Pfunde kehren zurück. Ab dem 60. Lebensjahr kommt in der Regel noch ein weiterer Faktor hinzu. Der Ruhestoffwechsel verlangsamt sich, so dass der Kalorienbedarf Jahr für Jahr im Schnitt um weitere 0,7 Prozent sinkt.
Altersbedingte Gewichtszunahme muss nicht problematisch sein
Das wissenschaftlich festgelegte Normalgewicht steigt mit den Jahren. Werden die paar Pfündchen mehr jedoch zu einem echten Rettungsring, kann das zu Bluthochdruck, Diabetes, erhöhtem Cholesterinspiegel und einer Fettleber führen. Runter vom Sofa und eine gesunde Ernährung helfen dabei, diese vermeidbaren Gesundheitsrisiken zu bekämpfen. Obst und Gemüse, hochwertiges Protein und mehr Ballaststoffe gehören nicht erst in den goldenen Jahren auf den Speiseplan. Gesättigte Fettstoffe und allzu viel Süßes und ungesunde Kohlenhydrate sowie Fertigprodukte sollten hingegen nur in geringen Maßen verzehrt werden. Sich satt essen ist wichtig, um schlank zu bleiben oder schlanker zu werden. Ansonsten verführt nämlich das Hungergefühl dazu, sich schnell noch eine Kleinigkeit einzuverleiben, ohne das wirklich zu registrieren.
Was kann man tun?
Mehr Bewegung heißt nicht, von heute auf morgen zum Leistungssportler werden zu müssen. Die Weltgesundheitsorganisation empfiehlt pro Tag mindestens 21 Minuten mäßig anstrengende. Darunter fallen Aktivitäten wie Treppensteigen oder Rasenmähen. Schnelles Gehen in der Wohnung oder ein paar Minuten Yoga auf dem Sofa zählen ebenfalls für die Gesundheit. Tanzen beim Kochen, beim Fernsehen oder Zoomen auf der Stelle oder einem klappbaren Laufband marschieren sind weitere Möglichkeiten, die sich in so gut wie jeden Tagesablauf integrieren lassen. Schwimmen, Fahrrad fahren und spazieren gehen sind gelenkschonende Aktivitäten, die für fast jedes Fitnesslevel geeignet sind.
Vor allem aber ist ein bewusstes Leben hilfreich. Wer sich bei Stress, Kummer oder Einsamkeit häufig mit einem Stück Torte oder einer Tafel Schokolade tröstet, ist in guter, aber ungesunder Gesellschaft. Bewegung, am besten mit anderen Leuten, ist ein besseres Mittel, um die Laune zu fördern und mit den Alltagsproblemen umzugehen. Übergewicht kann am Selbstwertgefühl nagen und so zur zunehmenden Isolierung beitragen. Das kann sogar dann der Fall sein, wenn die Pfunde zu viel gar kein Problem sind. Dass irgendwann der Hosenbund spannt oder die Kleidung ein, zwei Nummern größer gekauft wird, ist im Laufe der Jahre normal. Hauptsache, es passiert in gesundem Rahmen. Ansonsten ist es nie zu spät, sich unter fachlicher Anleitung an einen besseren Lebensstil und eine veränderte Figur zu gewöhnen.