Prostatahyperplasie (Prostatavergrößerung)

Bei der benignen Prostatahyperplasie handelt es sich um eine gutartige Prostatavergrößerung, die 25 Prozent der Männer ab dem 50. Lebensjahr betrifft. Typische Symptome sind Beschwerden beim Wasserlassen wie eine häufige oder erschwerte Harnblasenentleerung. Früh erkannt ist die Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerungverhältnismäßig unkompliziert, während im fortgeschrittenen Stadium die operative Therapie unvermeidbar ist.
Prostatahyperplasie (Prostatavergrößerung)

Was genau ist die Prostatahyperplasie?

Die benigne Prostatahyperplasie ist eine gutartige Veränderung der Vorsteherdrüse des Mannes und tritt bei jedem vierten Mann ab dem 50. Lebensjahr auf. Während ungefähr 40 Prozent der betroffenen Männer unter Symptomen des unteren Harntrakts leiden, zeigen 17 Prozent der an einer Prostatahyperplasie erkrankten Männer deutliche Harnabflussstörungen. 

Der Verursacher der Beschwerden ist die vergrößerte Prostata, die hormonell bedingt an Größe und Gewicht zunimmt. Durch ihre Lage unterhalb der Harnblase umschließt die Vorsteherdrüse die Harnröhre und engt diese mit zunehmender Größe immer weiter ein. Dies führt unbehandelt und unter ungünstigen Voraussetzungen bis zur Harnverhaltung.

Wie entsteht eine Prostatahyperplasie?

Obwohl kontinuierlich und intensiv an den möglichen Ursachen einer Prostatahyperplasie geforscht wird, sind alle für die gutartige Prostatavergrößerung verantwortlichen Faktoren immer noch nicht eindeutig geklärt. Aktuell geht die Wissenschaft von einem altersbedingt hormonellen Ungleichgewicht der männlichen und weiblichen Sexualhormone, Testosteron und Östrogen, aus. Ist hier das Gleichgewicht gestört, fördert dies das Wachstum der Prostatazellen und es kommt zur Prostatahyperplasie.

Mögliche Komplikationen einer unbehandelten Prostatahyperplasie?

Die mechanische Abflussbehinderung des Urins durch die vergrößerte Vorsteherdrüse ist eine der häufigsten Ursachen für Komplikationen im Rahmen einer Prostatavergrößerung. Denn je stärker die Harnröhre im Rahmen der Prostatavergrößerungeingeengt wird, umso mehr Kraft ist zur Blasenentleerung erforderlich. Daraus resultiert eine Verdickung der Blasenmuskulatur. Kombiniert mit dem erhöhten Blasendruck führt dies zu Blasendivertikeln; Ausstülpungen der Blasenwand.

Eine weitere und schwere Komplikation ist die bakterielle Blasen- oder Nierenentzündung. Diese führt im schlimmsten Fall zur Urosepsis (Blut-/Harnvergiftung). Die Ursache für die Entstehung dieser entzündlichen Prozesse liegt im verminderten Harnfluss und der daraus resultierenden reduzierten Durchspülung der Harnwege. Treten die Bakterien in die Blutbahn aus, kommt es zur Urosepsis.

Ein besonderes Risiko stellen unbemerkt verlaufende und somit unbehandelte Entzündungen dar, da diese häufig chronische Infektionen und eine Zerstörung der Nieren zur Folge haben.

Benigne Prostatahyperplasie - Gutartige Prostatavergrößerung und ihr Verlauf

Eine vergrößerte Prostata zeigt sich durch unterschiedlich ausgeprägte Beschwerden. Grundsätzlich teilt die Medizin die benigne Prostatahyperplasie in drei Stadien mit unterschiedlich schweren Beschwerdebildern ein.

Symptome im ersten Stadium einer Prostatavergrößerung

Das erste Stadium der Prostatahyperplasie, in dem sich die Prostata vergrößert, zeigt sich durch wenig auffällige Symptome wie ein schwacher Harnstrahl oder eine gewisse Zeitverzögerung bis zum Beginn der Blasenentleerung. Weitere Beschwerden des ersten Stadiums sind häufiges und nächtliches Wasserlassen sowie der Einsatz der Bauchpresse beim Wasserlassen.

Unabhängig vom Stadium der Prostatahyperplasie kann es bei der Prostatavergrößerung zur Harnverhaltung, die Unfähigkeit zur Blasenentleerung, kommen. 

Symptome im zweiten Stadium einer Prostatavergrößerung

Im zweiten Stadium der Prostatahyperplasie zeigt sich das Beschwerdebild des ersten Stadiums; ergänzt durch folgende Symptomatik:

  • Die Blase wird nicht komplett entleert und es kommt zur Restharnbildung
  • Vermehrtes Auftreten von Harnwegsinfektionen wie Blasenentzündungen
  • Bildung von Blasensteinen als Nebenwirkung der Prostatavergrößerung
  • Blutbeimengungen im Urin

Symptome im dritten Stadium einer Prostatavergrößerung

Zu den in den ersten beiden Prostatahyperplasie Stadien aufgetretenen Beschwerden kommen im letzten Erkrankungsstadium weitere Symptome hinzu. Diese äußern sich durch eine sogenannte Überlaufblase, die sich kontinuierlich und tröpfchenweise entleert. Staut sich der Urin in der Blase, da sie sich durch die Prostatahyperplasie nicht mehr ausreichend entleeren kann, kommt es zum Rückstau des Harns bis in die Nieren. Die Folge ist eine Harnstauungsniere mit lebensbedrohlichen Komplikationen.

Diagnose der Prostatahyperplasie

Für die Diagnose einer Prostatavergrößerung ist eine genaue Untersuchung in mehreren Schritten erforderlich. Nur auf diese Weise ist die Differenzialdiagnose zwischen einer gutartigen Prostatahyperplasie und einem Tumorgeschehen zuverlässig möglich.

Anamnese und rektale Untersuchung bei Prostatavergrößerung

Im ersten Schritt führt der behandelnde Arzt eine ausführliche Anamnese durch und befragt den Patienten nach den aktuell vorliegenden Beschwerden und dem daraus resultierenden Leidensdruck. Ein Miktionsprotokoll unterstützt den Arzt dabei, die Häufigkeit der Blasenentleerung sowie die abgegebene Harnmenge als normal oder krankhaft einzustufen. Die Frage nach bestehenden Erkrankungen sowie der Einnahme von Medikamenten schließt diesen Teil der Prostatahyperplasie Diagnostik ab.

Im Anschluss erfolgt die Tastuntersuchung durch den After. Dabei fühlt der Arzt mit dem Finger die vergrößerte Prostata. Zeitgleich erhält er über die Beschaffenheit der Vorsteherdrüse sowie deren Oberfläche wichtige sensorische Informationen. Bereits bei dieser Untersuchung zieht ein erfahrener Arzt ungefähre Rückschlüsse über die Form der Erkrankung.

Um die Abflussbehinderung des Urins darzustellen, erfolgt eine Harnstrahlmessung mit abschließender Ultraschalluntersuchung, die den in der Blase verbleibenden Restharn bestimmt. Eine Beurteilung der Nieren ist genauso erforderlich wie die Berechnung der exakten Prostatagröße.

Blutbefund und Biopsie zur Klärung der Prostatavergrößerung

Nach den ersten beiden Diagnostikschritten im Rahmen der Prostatahyperplasie untersucht der Arzt den Urin, um Informationen zu möglichen Begleiterkrankungen wie Blutungen der Harnwege oder Entzündungen zu erhalten. Ergänzend erfolgt die Untersuchung des Blutes, um das PSA, ein prostataspezifisches Antigen, zu bestimmen. Allerdings kann ein erhöhter PSA-Wert mehrere Ursachen haben. Eine benigne Prostatahyperplasie zieht genauso einen erhöhten PSA-Wert nach sich wie eine Entzündung der Vorstehdrüse durch zu hohen Druck (Radfahren, zu enge Hosen) oder ein Tumorgeschehen.

Ist der PSA-Wert eindeutig erhöht, ist eine Biopsie, die Gewebeentnahme aus der Prostata, erforderlich. Nur so kann der untersuchende Arzt ein Krebsgeschehen zugunsten einer benignen Prostatahyperplasie zuverlässig ausschließen.

Wie behandelt der Arzt die gutartige Prostatavergrößerung?

Abhängig vom diagnostizierten Stadium der Prostatahyperplasie erfolgt eine darauf abgestimmte Behandlung. Vor allem bei leichten bis mäßigen Beschwerden ohne Leidensdruck für den Patienten ist das kontrollierte Abwarten die Therapie der ersten Wahl. Dabei stehen Veränderungen des allgemeinen Lebensstils an erster Stelle:

  • Anpassung der Flüssigkeitszufuhr
  • Alkohol- und Kaffeekonsum reduzieren
  • Verzicht auf starke alkoholische Getränke
  • Kälte vermeiden
  • Viel Bewegung
  • Blasentraining

Regelmäßig durchgeführte Kontrolluntersuchungen ergänzen diese Maßnahme. Unabhängig vom akuten Stadium der Prostatavergrößerung ist deren Therapie dank moderner Methoden äußerst schonend und mit geringen Belastungen für den Patienten verbunden.

Therapie im ersten Stadium der Prostatahyperplasie

Liegt eine vergrößerte Prostata im ersten Stadium vor, lindern Medikamente die Beschwerden der Prostatahyperplasie. Diese beinhalten spezielle Wirkstoffe zur Entspannung der Blasenmuskulatur und verringern auf diese Weise den Abflusswiderstand. Da diese Medikamente jedoch Nebenwirkungen wie Herzrasen, Kreislaufstörungen oder Ejakulationsstörungen hervorrufen können, muss die Einnahme unbedingt ärztlich überwacht werden. Eine Alternative dazu bilden Medikamente zur Unterdrückung der Testosteron-Produktion. Diese sind in der Lage, einer weiteren Vergrößerung entgegenzuwirken und im günstigsten Fall die Prostatavergrößerung bis zu einem Drittel zu reduzieren. Allerdings zeigen auch diese Wirkstoffe Nebenwirkungen in Form von Sexualstörungen oder allergischen Reaktionen. 

Wer auf die Kraft der Natur setzt, versucht im ersten Schritt eine Prostatahyperplasie Therapie mit pflanzlichen Produkten. Obwohl der rein wissenschaftliche Nachweis zur Wirksamkeit fehlt, erzielen viele Patienten Erfolge bei der Behandlung der gutartigen Prostatavergrößerung. Empfehlenswert sind Extrakte aus folgenden Pflanzen, die gerne kombiniert zur Anwendung kommen:

  • Rinde des Afrikanischen Pflaumenbaums
  • Sägezahnpalmenfrucht
  • Kürbissamen
  • Brennnesselwurzel

Therapie im zweiten Stadium der Prostatahyperplasie

Diagnostiziert der Arzt eine gutartige Prostatavergrößerung im zweiten Stadium, zeigt die operative Teilentfernung der vergrößerten Prostata langfristige Erfolge. Der Eingriff erfolgt endoskopisch über die Harnröhre und wird stationär durchgeführt.

Zu den Vorteilen dieser Therapieform zählen die verhältnismäßig kurze stationäre Aufenthaltsdauer, das komplikationsarme OP-Verfahren sowie die Langfristigkeit des Erfolgs. Laut Studien ist nach zehn Jahren bei nur 15 Prozent der Patienten ein erneuter Eingriff erforderlich.

Weitere Alternativen sind die Umfangsreduzierung der vergrößerten Prostata mittels Laser oder die Thermotherapie. Für Patienten mit Prostatavergrößerung, denen aufgrund des Allgemeinzustands oder zusätzlicher Erkrankungen eine Operation der Prostatahyperplasie nicht mehr zuzumuten ist, ist ein dauerhafter Blasenkatheder eine schonende Lösung.

Therapie im dritten Stadium der Prostatahyperplasie

Befindet sich ein Patient bereits im dritten Stadium der gutartigen Prostatavergrößerung, ist der operative Eingriff die einzig wirkungsvolle Therapie. Häufig ist im Vorfeld das Setzen eines Katheters erforderlich. Dieser entlastet die Blase und entstaut die Nieren. Im Anschluss daran stehen die im Stadium zwei eingesetzten und bewährten Operationsmethoden zur Auswahl.

Nach der Behandlung einer Prostatavergrößerung

Unmittelbar nach dem operativen Eingriff benötigen Harnblase und Harnröhre einen Zeitraum von ungefähr einem Monat, um sich in ihrer Funktion zu stabilisieren. Dies bedeutet, dass Blutbeimengungen im Urin bis zu vier Wochen nach dem Eingriff genauso als normal anzusehen sind wie häufiges Wasserlassen. Schmerzen während der Blasenentleerung sind in dieser postoperativen Phase ebenfalls unbedenklich. 

Grundsätzlich gilt ein Patient nach einer Prostatahyperplasie-Operation, mit Ausnahme von ungefähr 15 Prozent, als dauerhaft geheilt. Trotzdem ist es wichtig, weiterhin die angebotenen Vorsorgeuntersuchungen für Männer ab dem 45. Lebensjahr in Anspruch zu nehmen. Denn im Rahmen der Operation wird nur die vergrößerte Prostata entfernt, nicht jedoch die Prostatakapsel. In den meisten Fällen bilden sich jedoch bösartige Tumore genau in diesem Bereich. Die regelmäßige Vorsorgeuntersuchung erhöht die Chance auf eine frühzeitige Diagnose und Heilung signifikant.

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